Mein Name ist Heiko Platte und ich bin zur Zeit Gruppenführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Barnstorf. Mit über vierzig Jahren bin ich erst der Feuerwehr beigetreten, habe diverse Lehrgänge besucht und gehöre zu den Kameraden, die sich im Brandfall mit der gelben Pressluftflasche ausrüsten (Atemschutzgeräteträger) und die Brandbekämpfung aufnehmen.
An einem Übungsabend saßen wir nach getaner Arbeit noch beisammen und das Gespräch kam irgendwann auf das Thema Wärmebildkamera. Jedem fiel ein Anwendungsbeispiel ein, so kamen wir auf die Erkundung durch den Gruppenführer im Brandfall. Man kann mit so einem Gerät ein Gebäude von außen betrachten und sieht, beziehungsweise erkennt, Stellen am Gebäude, die heißer sind, als der Rest des Gebäudes. Ebenso kann man die Kamera mit in den Innenangriff nehmen, um vermisste Personen schneller zu finden. Auch der Einsatz bei der Personensuche außerhalb von Gebäuden kann damit viel schneller und effektiver durchgeführt werden. So schwärmten und träumten wir also von so einem Gerät, wurden aber auch ganz schnell wieder realistisch, als wir nachgeschaut haben, was so eine Kamera, die für Feuerwehreinsätze geeignet ist, kostet. Wir bräuchten einen Sponsor, riefen einige und lachten. Aber warum eigentlich nicht? Feuerwehr ist wichtig, unser Einsatz kommt allen zu Gute, vielleicht gibt es ja wirklich jemanden, der sich an den Beschaffungskosten beteiligt oder sie bestenfalls sogar komplett übernimmt?
Bei meiner anschließenden Recherche bin ich bald auf die Curt Mast Jägermeister Stiftung gestoßen. Diese Stiftung fördert regionale Vereine und Organisationen, bei der Erreichung ihrer Vorhaben. Nachdem ich telefonischen Kontakt mit der Stiftung aufgenommen hatte, hieß es, dass es sich um ein interessantes Projekt handelt und ich solle doch das Antragsprozedere durchführen und ein Formular mit zugehöriger Begründung stellen und einen entsprechenden Kostenvoranschlag beifügen. Damit war die Marschrichtung klar aber welche Wärmebildkamera war für uns die richtige, worauf muss man achten, gab es Erfahrungswerte, von denen man profitieren konnte? Ziemlich schnell fiel mir „Feuerwehr Willi“ ein! Ein Ortsbrandmeister einer freiwilligen Feuerwehr, der viel auf Youtube unterwegs ist. Seine Videos dienen der Recherche, der Aus- und Fortbildung und fördern das Ansehen der Feuerwehren. Der Kontakt war schnell hergestellt und Andre´, so heißt „Feuerwehr Willi“ im wahren Leben, riet mir zur Bullard XS. Eine Wärmebildkamera von einem namhaften Hersteller, die alle Anforderungen der Feuerwehr an so ein technisches Gerät erfüllt. Ein Händler aus der Nähe von Hamburg war auch rasch gefunden und so hatten wir unseren Kostenvoranschlag, den wir gemeinsam mit den anderen Unterlagen bei der Stiftung einreichen konnten.
Jetzt begann das Warten, von Oktober 2023, bis zur Entscheidungsfindung im März 2024, hatten wir immer wieder die Gedanken bei der Wärmebildkamera und haben uns selbst die Daumen gedrückt und gehofft, dass wir bei der Beschaffung unterstützt werden. Im März 2024 war es dann endlich soweit, der Bescheid kam und wir wurden berücksichtigt und zu unserer riesigen Freude, wurde der Kaufpreis komplett übernommen! Die Wärmebildkamera wurde auch sehr zügig geliefert und war schon bald in unserem Feuerwehrauto. Wir probierten und übten mit dem Gerät aber da wurde uns bald klar, dass wir einen Profi brauchen, der uns die Vorteile aber vielleicht auch Nachteile beziehungsweise, die Grenzen von so einer Wärmebildkamera aufzeigen kann. Dafür habe ich bei der Firma FEUREX in Helmstedt angerufen. Dort werden die Atemschutzgeräteträger der Samtgemeide Elm Asse auf einen möglichen Einsatz in einem brennenden Haus vorbereitet. Man kann sich das so vorstellen, dass mehrere Überseecontainer so miteinander verbaut wurden, dass man in etwa die Ausmaße einer Wohnung hat. In dieser „Wohnung“ werden Holzpaletten entzündet und die Container füllen sich mit Rauch, die Rauchgase sind heiß und die Sicht beträgt nur noch wenige Zentimeter. In diesem realistischen Szenario kann man nun die Brandbekämpfung und das Auffinden von vermissten Personen üben. Dem Chef von FEUREX habe ich unsere Situation erklärt und er war gleich bereit uns zu helfen. Ein Termin war schnell gefunden und so wollten wir uns also am 16.08.2024, um 17:00 Uhr vor Ort in Helmstedt treffen. Als ich „Feuerwehr Willi“ davon berichtete, wollte auch er sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen und uns bei dieser besonderen Unterweisung gern mit seiner Kamera begleiten.
So trafen wir uns also am besagten Tag in Helmstedt, die Chemie passte einfach, das waren Feuerwehrleute unter sich, Kameraden, die im Ehrenamt Zeit verbringen, um anderen helfen zu können! „Feuerwehr Willi“ - Andre´war genauso nett und lustig, wie er es in seinen Youtube Filmen auch immer ist. Die Mannschaft von FEUREX erklärte ganz ruhig und besonnen, jede Frage wurde beantwortet und für uns kam schon in der theoretischen Einweisung so manche neu Erkenntnis über die Wärmebildkamera an den Tag. So kann man mit so einem Gerät nicht durch Glas „schauen“, weil die Wärmestrahlung von der Scheibe reflektiert wird und somit nicht von der Kamera erfasst werden kann. Ähnlich verhält es sich mit Wasser, man kann nur auf der Wasseroberfläche suchen, nicht darunter. Und so erhielten wir viele Tipps und auch Verhaltensregeln im Umgang mit der Wärmebildkamera. Dann wurde es Zeit, das erlernte Wissen in praktische Erfahrungen umzusetzen. Die Paletten in der Containerwohnung wurden angezündet und wir rüsteten uns mit den Atemschutzgeräten aus. Ein Trainer von FEUREX ging mit uns in den Container, von „Feuerwehr Willi“ bekamen wir eine zweite Wärmebildkamera, um effektiver üben zu können. Als die Tür hinter uns verschlossen wurde, war es stockdunkel, es gab nichts mehr, an dem man sich hätte orientieren können, der Trainer verschwand im Raum und rief uns zu, wir sollten ihn suchen und dafür unsere Taschenlampen benutzen. Die mitgeführten Taschenlampen haben es lediglich geschafft, den Rauch im Raum heller scheinen zu lassen. Die Sicht war trotz der Lampen immer noch nur wenige Zentimeter. Als nächstes bekamen wir die Anweisung die Lampen auszuschalten und stattdessen unsere Wärmebildkameras einzuschalten. Nach wenigen Sekunden konnte man auf den Bildschirmen der Geräte das „Wohnungsinventar“ erkennen, dort stand ein Computer, ein Tisch, zwei Stühle, ein Sofa und auf dem Sofa waren ganz klar und deutlich die Umrisse des Ausbilders zu erkennen. Als nächstes sollten wir schätzen, wie weit er von uns weg war, diese Aufgabenstellung machte uns klar, dass man mit der Wärmebildkamera schlecht die Tiefe des Raumes abschätzen kann. Der Instructor hat noch ganz viele Szenarien mit uns geübt, hat sich auch immer mal wieder von uns suchen lassen, hat uns erklärt, wie man die Bilder der Wärmebildkamera richtig deutet und analysiert...wie man die Bilder „liest“. Langsam kamen wir immer näher an den Ort in der Containerwohnung, wo die Holzpaletten brannten. Ganz automatisch bewegt man sich immer weiter in Bodennähe, denn dort sind die Temperaturen am niedrigsten. Aber wir reden halt immer noch von 120 Grad Celsius! Die Wärmebildkamera ermöglicht dabei ständig die Kontrolle der Temperaturen der Umgebung aber auch die Temperaturänderung nach Löschversuchen. Die Umgebungstemperatur wird dabei durch den entstehenden Wasserdampf sehr schnell sehr heiß, so heiß, dass unsere Schutzkleidung an ihre Grenzen kommt! Aber genau so wollten wir üben, relistisch und mit unseren Mitteln! Nach etwa einer halben Stunde waren wir wieder draußen, klittschnass geschwitzt aber glücklich! Glücklich, weil wir sehr zufrieden waren mit unserer Wärmebildkamera und nun wissen, wie wir mit diesem Gerät im Einsatz umzugehen haben.
Bei der anschließenden Abschlussbesprechung haben wir uns bei den Mitarbeitern von FEUREX und natürlich auch bei Andre´alias „Feuerwehr Willi“ bedankt. Gemeinsam mit solch engagierten Kameraden, sind wir bestrebt ein hohes Ausbildungsniveau zu erreichen und zu halten! Wir sind mächtig stolz auf unsere neue Wärmebildkamera und wissen es sehr zu schätzen, dass uns der Kauf erst durch die finanzielle Unterstützung durch die Curt Mast Jägermeister Stiftung ermöglicht wurde. Wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass diese Investition unsere Gemeinde ein Stück weit sicherer macht. Das ist unser Bestreben und unser Ziel, dafür üben wir, um zu jeder Tages- und Nachtzeit, unser Wissen abrufen zu können!
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Barnstorf